Flageolets auf dem Bariton bieten sich an, denn 1. befindet man sich ja trotzdem immer noch in einer eher mittleren Tonlage, und 2. sind sie relativ leicht zu bewerkstelligen.

Was wir bei den sogenannten Flageolets benutzen, sind die Obertöne. Diese bilden eine ganze Reihe, und den ersten erzeugen wir, wenn wir die Register- bzw. Oktavklappe betätigen: die Oktave. Die nächsten Töne sind die Quinte darüber, die zweite Oktave, die Terz darüber, die Quinte, die kleine Septime usw. Diese Töne stecken alle mit in dem gespielten Ton, das ganze ist reine Physik und hat nichts Esoterisches (siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Oberton). Entscheidend sind also keineswegs geheimnisvolle Griffkombinationen, die haben eher etwas damit zu tun, welche der beiden Oktavklappen geöffnet werden soll, und sollen die Intonation erleichtern.

Wenn wir mal bei der reinen Physik bleiben, dann sollten wir uns auch klar machen, dass der Körper des Spielers als Resonanzraum für das Instrument dient: Die Schallwellen werden über Zähne und die Schädelkalotte in den Brustkorb übertragen. Dabei schwingen natürlich besonders die Stimmbänder oder -lippen mit, und deshalb ist das der Ort, an dem der Saxophonist Sound und Intonation beeinflussen kann; und das bedeutet auch, dass sich Töne am besten erzeugen lassen, wenn die Stimmbänder auf den zu spielenden Ton "eingestellt" sind, wenn man sich also vorstellt, man würde diesen Ton singen - ein Vorteil für (gelegentlich) singende Saxophonisten. Und das ist auch die entscheidende Hilfe bei den Flageoletts (und ein Grund, weshalb diese Töne auf dem Bari leichter zu erzeugen sind als auf dem Alt).

 

Die meisten Saxophonisten haben schon mit Obertönen gespielt, und zwar unwillentlich: man möchte eigentlich den Wechsel aus dem unteren Register zu D2 machen, aber es entsteht ein vermeintlich unbestimmtes Quietschen... tatsächlich spielt man nicht den 1. Oberton von D1, D2, sondern A2, den zweiten Oberton (Oktave + Quinte). Der Grund ist meistens ungenaues Umgreifen - meistens ist der linke Ringfinger zu langsam.

 

Und hier setzt mein Übungsvorschlag an: greife A2, binde zum gegriffenen D2, aber versuche, den Ton (A2) zu halten. Das Ganze erst mit, dann ohne Oktavklappe, dann mit Anstoßen, die Töne bleiben selbstverständlich die gleichen (und dabei "innerlich mitsingen"!).

Das Gleiche kann man dann mit Bb2-Eb2, B2-E2 undsoweiter probieren. Man muss erstmal ein Gefühl dafür bekommen, um was es spieltechnisch eigentlich geht (eben keine abgefahrenen Griffbilder). Wichtig ist eher die Position des Unterkiefers - vielleicht ein Ticken mehr vom Blatt in den Mund nehmen, und dazu einfach den Kiefer etwas vorschieben (die Position der oberen Schneidezähne bleibt gleich). Das allerwichtigste ist dabei, wie immer, wenn es um Tonerzeugung geht, die Stütze.

 

Und dann kann man auch mal versuchen, die Obertonleiter mit dem (gegriffenen) tiefen Bb zu spielen: Bb 0 - Bb1 - F2 - Bb2 - D3 - F3 - Ab3 - Bb3...

(Ein sehr empfehlenswertes Buch auch zu diesem Thema ist "Der persönlicheSaxophonsound" von David Liebman.)

Und danach kann man sich all den schlauen Grifftabellen zuwenden, die man im Internet findet.