Eitel Gück

Unterhaltungsmusik für Big Band

 

Am Anfang von "Eitel Glück" stand für mich die Entdeckung von Brian Wilson's "Pet Sounds". Welch ein phantasievoller Umgang mit den rigiden Formen des Popsongs (Intro,Strophe, Refrain, Trio etc.), neben der kostbaren Harmonik und der völlig unkonventionellen Instrumentierung! So etwas wollte ich dann auch einmal versuchen, nur halt vor dem Hintergrund meiner Jazzsozialisation: durchstrukturierte Drei-Minuten-Stücke mit knappem Raum für Soli (fünf Takte in "Prinzessin"), wie es ja auch die Aufnahmen der klassischen Big-Band-Ära sind.
Eine weitere unerschöpfliche Inspirationsquelle, was Formen anbelangt, war die heißgeliebte mittelalterliche Sakralarchitektur. Auch dort gibt es unerläßliche Bauteile (Hauptschiff, Querschiff, Chor usw.) die von den Baumeistern auf immer verschiedene Weisen gestaltet werden, und die sich in ihrer Erscheinung gegenseitig beeinflussen. Fehlte nur noch eine übergreifende, außermusikalische Thematik, die ich bei der Lektüre der "Schnurrer"- Geschichten von Brigitte  Kronauer fand, in denen es auch um so etwas wie das "überflüssige", weil banale und unbesungene Alltagsglück geht, "Eitel Glück" eben.
Diese Musik war 2005 fertig. Dann packte mich der Basteltrieb, und ich habe daraus 2007-2009 Bigbandstücke gemacht, nicht ohne gelegentlich Formteile hinzuzufügen, oder die Popsongform in jazzkompatible Chorusse umzuwandeln, und ausgedehnte Gelegenheiten zum Solieren zu bieten.

 

"Bis zum Horizont" ist die Schilderung eines zügigen Aufbruchs. Und es geht um begründeten Optimismus.
"Der alte Dandy und das Girl" schildert einen Aspekt des Vergnügens, den das Unterrichten junger Menschen bereiten kann.
"Nachmittagscocktails und gerade Fünfe"  - für einen Musiker ist es ja sehr einfach, Fünfe gerade sein zu lassen: er bildet einfach das Komplementär-intervall... Mit einem Mochito geht das besonders leicht von der Hand.
"Kokette Szene": die Freude daran, zu gefallen; hier hat die Klarinette einen reizenden Auftritt, und das Blech ist begeistert!
"Ein Haufen guter Freunde" haben offenbar eine gute Zeit miteinander.
"Prinzessin im Strandkorb" ist etwa elf Jahre alt, langweilt sich und ist deshalb gerade etwas bockig. Unserer Sympathie tut das keinen Abbruch.
"Drang und Schwang" ist ein rein illustrativer Titel. Die Grundidee ist der verweigerte Refrain, der Schritt ins Freie passiert an anderer Stelle.
"Faule Ausrede": das Tenorsax hat einen machomäßigen Auftritt, etwas katergedämpft, und wird von einem empörten Klarinettentrio zurechtgewiesen. Aber alle gefallen sich auch in ihrer Rolle...
"Stress im Gehege" ist eine ländliche Idylle: die Hühner meines Schwagers kann man mit einer winzigen Nudel in helle Aufregeung versetzen.
"Necken im Rausche" illustriert eine Flirtsituation. Am Ende weiß keiner mehr, was eigentlich passiert ist - ein unvergesslicher Abend mit Suh.
"Woanders" geht's nach den ersten vier Takten und danach immer mal wieder lang. Die Band in Flanierlaune, und eigentlich ist das Thema die Freiheit, die in der Fantasie liegt.

"Danach" ist manchmal nichts wie vorher. Große Gefühle, große Dynamik.
"Üben" - das bereitet unerschöpfliche Freuden, und ist jeden Tag etwas Neues.
"Papierschiffchendrama": Abenteuer und große Aufregung in kleinen Leben! Der imaginäre kleine Kapitän erreicht jedoch glücklich das rettende Ufer.