Mein Tenorsax-Setup

Georg Böhme mit Conn 10M
Georg Böhme mit Conn 10M

Mein Tenor ist ein Conn 10M, das sogenannte "Ladyface", Seriennummer 826xxx, also eines der letzten, in den USA hergestellten. Eigentlich sind die älteren Hörner aus den 30er/40ern die begehrteren, und mein Horn hat auch nicht mehr die berühmten gebördelten Tonlochränder, aber - es klang beim Kauf einfach besser als alle anderen. Diese alten Instrumente sind ausgeprägte Individuen, und da ich meine nicht sammeln, sondern spielen will, kommt's mir vor allem darauf an, wie sie sich dabei machen. (Ein Schüler von mir hat übrigens ein 10M, das noch viel, viel besser ist, aber er will's nicht hergeben... Wenn also das erste Ladyface, das Sie ausprobieren, eine Enttäuschung ist, versuchen Sie das nächste - die Unterschiede können gewaltig sein.)

 

Auf diesem Saxophon spiele ich ein Meyer-Kautschukmundstück mit 8er Bahn, und Blätter Stärke 3 oder 3,5 von Rico Royal. Diese Kombination passt einfach großartig zu diesem Horn, ich nehme in der letzten Zeit aber auch gerne 3,5 Vandoren-Jazz, die mir qualitativ etwas gleichmäßiger zu sein scheinen - vielleicht hatte ich aber nur Glück (in der Tat: ich hatte nur Glück). Die Blattklammer ist eine "Ultimate Ligature" von Francois Louis, mit der ich sehr glücklich bin.

 

Dieses Conn 10M, genauso wie das entsprechende Alt, ist meines Erachtens eine echte Alternative zum Selmer Mark VI, wenn man ein historisches Instrument mit dem entsprechenden Sound spielen will, vor allem, wenn man die zu zahlenden Preise berücksichtigt (für 2000€ ist ein solches Horn schon locker zu bekommen, wenn man keinen Wert auf 100% Originallack legt)!

Die Mechanik ist keine so große Umstellung wie beim Conn-Baritonsaxophon, die Ansprache ist außerordentlich ausgewogen, die Intonation kein größeres Problem als beim Selmer, und soundmäßig sind diese Hörner einfach großartig. Der Klang ist fett, etwas mürbe und doch irgendwie - knusprig. Die fehlende Hoch-Fis-Klappe ist kein großes Manko, jeder mir bekannte Griff für diesen Ton klingt besser als mit einer solchen Klappe gespielt. Das Loblied auf dieses sehr unterschätzte Instrument wird auch auf der außerordentlich lesenswerten Seite von Mr. Haynes (einem britischen saxophone doctor) gesungen ("There is only one question that remains to be asked: Why did they stop making it ?"): www.shwoodwind.co.uk/Reviews/Saxes/Tenor/Conn10M_tenor.htm

 

Noch eine generelle Bemerkung zum unterschiedlichen Spielgefühl Selmer einerseits - alte Amerikaner andererseits: Alle Fabrikate haben ihre Schwachstellen, was die Balance von Klangfarbe und -intensität, aber auch Intonation anbelangt. Vor meinem Conn(-Bariton) hatte ich ein Yanagisawa-Bari, und war damit auch glücklich, aber wenn ich heute eins in die Finger kriege, denke ich beispielsweise beim mittleren E immer, ich trete in ein tiefes Loch mit glitschigem Grund (das gleiche gilt für's Yani-Sopran, an sich ein sehr schönes Instrument)...

Da so gut wie alle modernen Saxophone Selmer-Kopien, und die meisten von uns damit aufgewachsen sind, fühlt sich ein altes amerikanisches Horn zunächst besonders fremd an. (Mein erstes Saxophon war tatsächlich eine sehr, sehr schlechte Conn-10M-Kopie von Meinl, eine unglaubliche Gurke). Ich kann dieses Fremdeln jedesmal nachvollziehen, wenn ich ein Selmer Mark VI in die Hände bekomme: Dieses mittlere D! - ehrlich, eigentlich fühlt sich jeder Ton komisch an, und das ganze Spielgefühl ist seltsam eng, das Horn ist irgendwie zu klein, man muss sich für jeden Ton bücken (sorry!)...

Es ist klar, dass ich mit meinem Equipment zu einer absoluten Minderheit von Freaks gehöre; aber es lohnt sich auf jeden Fall, bei Gelegenheit mal ein altes amerikanisches Saxophon der Marken Conn, Buescher oder Martin (oder ein King Super 20 - auch ein tolles Horn!) anzuspielen - könnte 'ne lange Liebesgeschichte werden!