Gärten + Wege

Ein mich faszinierendes ästethisches Phänomen ist die gebaute Stadt, das Mit- und Gegeneinander von Gestaltung, Nutzung, Zerstörung, Umbau, und nicht zuletzt der anarchische Lebenswillen der Natur. In einer teils historisch gewachsenen, teils geplanten Vorstadt wie Köln-Nippes, in der ich wohne, wird das besonders deutlich, und besonders in der Nutzung von Geländeresten zwischen Gleisanlagen - dies Alles ist von einer spröden Schönheit, die mich immer wieder berührt und begeistert. (Die Fotografien von Martin Parr und William Eggleston und ihre Ästhetik des scheinbar Zufälligen und des Alltags waren auch eine Anregung.)

 

Die Idee bei "Gärten + Wege" war, diese Faszination, dieses Zusammenspiel von Chaos und Planung, von Zufall und punktuellem Gestaltungswillen in Musik umzusetzen. Wie schaffe ich musikalischen Zusammenhang, wenn ich mir trotzdem z.B. melodische Freiheit nehmen will?

Eine Konstante ist die Art, wie die Basslinien gebaut sind: es gibt Orgelpunkte oder Skalenausschnitte, keinen Quintfall oder so. Die Instrumentation bildet einen Rahmen: bei Nummer 1,3 und 5 gibt's ein Klarinettentrio zum Baritonsax, bei 2 und 4 ein Flötentrio zu Tenor+Bari; die Melodie zeigt sich eher spröde und unsanglich.

Jedes Stück beginnt mit einem Unisono, zumindest einen Ton lang. Eine Rolle spielt die Amplitude, in der sich eine Phrase bewegt. Ein Motiv wird eventuell weiterverfolgt, aber auch abgelegt, wenn nicht mehr "benötigt". - Das sind ähnlich banale und eigentlich "äußerliche" Merkmale von Zusammenhang, wie sie sich auch in einer städtischen Kulturlandschaft zeigen - Parzellen sind auf der ganzen Welt Polygone!